Black Friday vs. Buy nothing Day

Da naht er nun wieder heran, der jährliche Shopping-Wahnsinn – proudly made in the U.S.A. Heuer wird’s für den lokalen heimischen Handel tatsächlich ein schwarzer Tag, die Lichter müssen und werden aus bleiben. Grund genug, um das Konzept des Hyper-Konsums mal etwas auf den Prüfstand zu stellen.

Wenn man sich folgendes Video bzw. eines der unzähligen ähnlichen, wie Sie Jahr für Jahr produziert und ins Netz gestellt werden, ansieht, kommt man nicht umhin, das Ammenmärchen vom Menschen als Krone der Schöpfung, mit einem angewiderten Kopfschütteln zu negieren. Ein Lemming ist ein Ausbund an Individualität und Intelligenz im Vergleich zu so manchem Artgenossen…

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Nun, jetzt will ich weder die hier gefilmten Personen noch das Land, welches derlei Exzesse begünstigend ermöglicht, verteufeln – auch Abverkäufen und Angeboten möchte ich Ihre Existenzberechtigung nicht absprechen. Wenn’s allerdings dermaßen “aushakelt”, muss ein kritischer Blick aufs Geschehen aber ebenfalls erlaubt sein.

“Houston, wir haben ein Problem (- mindestens)!”

Dass der Mensch nach Meinung vieler Wissenschaftler seit geraumer Zeit zum geologischen Faktor geworden ist, nach welchem gleichsam unser aller Gegenwart einer neuen geologischen Epoche namens Anthropozän (das Zeitalter des Menschen) zuzurechnen wäre, erfreut vielleicht machen Fan von Mittelerde & Co. (Anm. “Herr der Ringe” et al.) mit Freude und Stolz – mich eher nicht.
Sehenden Auges konsumieren wir uns unsere tatsächlich in erdgeschichtlichen Dimensionen “gewachsenen” Ressourcen unter dem Hintern weg – korrigiere: nicht unter den unsrigen, sondern unter jenen der nicht-früh-industrialisierten Länder der meist südlichen Hemisphäre! Unser bestechendes Tauschgut für diesen als Deal getarnten Raub an unser aller zukünftigen Generationen ist – unser Schlüssel zum Erfolg: wir bieten unseren perfekten Plan zur Unterjochung der Welt! Die Einladung mit uns am Tisch zu sitzen als rhetorische Frage. Die Chinesen nehmen diese nicht nur wortlos an, sie haben es sich auch schon am Haupt der Tafel bequem gemacht – Moment, sooo war das nicht gemeint…

Das Haus brennt und wir streiten uns um die Penthouse-Suiten. Dass Veränderung nötig ist, haben viele verstanden – aber bitte auf der technisch-technologischen Ebene. Unsere priviligierten Gewohnheiten auch nur zu Überdenken ist aber nicht verhandelbar!

Ich schweife ab – jenseits aller Polemik und jenseits jedes Zynismus’: Wir tanzen mit immer zahlreicheren Systemen immer näher am Vulkan. Nachdenken bereitet bekanntlich Kopfschmerzen – dann also doch lieber ab in den Shopping-Tempel – den ich übrigens nicht nur im physikalisch-ortsfesten Sinn meine, sondern damit auch explizit die Online-Versionen mit verstanden wissen will!
Wo es doch so tolle Schnäppchen gibt, da kann man ja nicht widerstehen!

Ich bin da leider von primitiverer Bauart. Freunde – wenn ich etwas nicht brauche, ist mir das aber so etwas von egal, ob’s gerade suuuper-billig ist, oder nicht: ich brauche es nicht! (Ok, jetzt könnte man an dieser Stelle eine Diskussion über “Wollen” und “Brauchen, also über Wünsche und Bedürfnisse vom Zaun brechen – für jene die sich daran stoßen: bitte das Wort beliebig einsetzen – ich unterschreibe beides…)

“Was schwadroniert der Spinner denn da jetzt herum, er lebt ja ebenfalls vom Handel!”, mag sich nun vielleicht manch einer denken.
Ja, das ist schon in nicht unwesentlichen Teilen korrekt – aber wenn man diese Seiten hier auch nur halbwegs aufmerksam durchblättert, wird auffallen, dass wir einen Generationen-alten “Hybrid-Antrieb” haben: Dieser vermag mir nicht sämtliche Widersprüche, in welchen ich lebe und arbeite, zu lösen – lässt mich aber mit Ihnen leben (und ganz gut schlafen…).
In diesem Sinne, lade ich alle geneigten Leser, die es tatsächlich bis hierher durchgehalten haben, dazu ein, ihr eigenes Lebens-/Geschäfts- und Weltanschauungsmodell auf “Enkeltauglichkeit” abzuklopfen. Sollten aus der jeweils individuellen Sichtweise besprechenswerte und -würdige Zweifel auftauchen – ich freue mich immer über Gesprächspartner!

So, die obligatorische Werbeeinblendung (und das zähneknirschende Anerkenntnis der aufmerksamkeitsfokussierenden Black-Friday-G’schicht) zum Schluss:

Mit unserem neuen Gutscheincode #mitabstandschärfer wollen wir uns der realen Marktsituation zumindest gedanklich etwas annähern und stellen damit den Versand von Warenkorbwerten ≥ EUR 20,- kostenfrei (gilt selbstverständlich auch für unser Schleifservice!).

Das Bissl von einem Incentive (unser Inlandsversand liegt bei EUR 6,-) sollte wohl niemanden zu einem black-out-artigen Kaufrausch verführen – es sollen sich eher jene, die sich ohnehin bereits mit Kaufabsichten tragen, über ein kleines Zuckerl freuen.

(Wie ich es nicht immer wieder schaffe, mich rhetorisch-argumentativ aus der Schlinge zu ziehen… ?)

Eine Meinung zu “Black Friday vs. Buy nothing Day

  1. Weberndorfer Christine sagt:

    Vielen Dank für diese Zeilen, ich hab jede mit großer Aufmerksamkeit gelesen, ich werde sie ausdrucken, um jederzeit wieder mal hineinschauen zu können!!! Ich könnte mir gut vorstellen, sie 1:1 in Staudinger‘s Brennstoff/GEA abgedruckt zu sehen:-) Sehr froh darüber, dass es Menschen wie Sie/dich gibt, die weiter denken als die Nasenspitze lang ist und das auch sagen, -bitte auch lauter- schicke ich nun nicht nur mein ramponiertes Messer, sondern besonders herzliche Grüße aus dem Mühlviertel nach Wien

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